Open Evaluation: über die Zukunft wissenschaftlicher Publikationen

Bevor ein wissenschaftlicher Artikel in ein Fachmagazin kommt, muss er begutachtet werden.

Das passiert mittels Peer-Reviews. Einer oder mehrere Experten des entsprechenden Gebietes bewerten den Artikel. Welche Experten das sind, entscheidet meist der Herausgeber des Fachmagazins.

Dies ist im Zeitalter des Internets nicht mehr optimal postuliert Nikolaus Kriegeskorte, ein Neurowissenschaftler von der Universität in Cambridge.

Eine Verzögerung der Veröffentlichung oft um viele Monate bremst den Fortschritt.

Wichtige und kontroverse Ergebnisse bedürfen intensiver Prüfung. Diese ist durch einige, wenige Gutachter eingeschränkt.

Nikolaus Kriegeskorte plädiert in einem Essay des seit kurzem auch in Deutsch erhältlichen Magazins „NewScientist“ für eine  „open evaluation“. Das bedeutet, die wissenschaftlichen Artikel sollten von der Forschungsgemeinschaft bewertet werden können – anstatt von einzelnen Gutachtern. Außerdem sollten die Bewertungen veröffentlicht und nicht in Aktenschränken archiviert werden.

Die Evaluation ist dann ein steter Prozess, der unbegrenzt Beiträge erlaubt und sich selbst revidieren kann.
Unterzeichnete Urteile haben mehr Gewicht wie anonyme. Ein Algorithmus kann dann das Material, das mit dem Artikel verbunden ist, auswerten, strukturieren und jedem Artikel eine Gesamtbewertung zuweisen. Eine wissenschaftliche Gesellschaft wie die Society for Neuroscience könnte eine Evaluationsfunktion definieren und auf einem Web-Portal ihre Perspektive auf die Literatur anbieten. Hier könnten Politik und Industrie ergänzen. Die Vorteile:

Die Wissenschaft kann schnell neue Einsichten integrieren und gegebenenfalls revidieren.

Die Bewertung ist eine kleine Veröffentlichung und so eine Motivation zur Teilnahme.

Einen Schritt in diese Richtung unter den pharmazeutischen Medien geht das online-Journal „Results in Pharma Sciences“ von Elsevier. Hier können eine Gruppe von Reviewern an Hand der Zusammenfassung aussuchen, welches Manuskript sie reviewen möchten. Elsevier nennt dieses Verfahren PeerChoice.

Wer weitere Pulbikationen zum Thema open evaluation lesen möchte, der sei verwiesen auf  den Blog „the future of scientific publishing“ (http://futureofscipub.wordpress.com/).